Owon OW18b mit Arch Linux verwenden

Kategorien: instrumentation

Das Owon OW18B ist auf dem Papier ein anständiges Digital-Multimeter. Über Bluetooth LE soll man es mit einem Tablett oder Smartphone unter Android oder iOS auslesen können. Wofür das wirklich gut sein soll, ist mir nicht klar. Ich habe es nicht ausprobiert. Aber am Rechner die Messwerte auswerten zu können, klingt schon interessant. Es gibt auch ein Windows-Programm. Windows – meh. Interessant wird es für mich erst, wenn ich es unter Linux zum Laufen bringe. Von Owon gibt es keine Informationen zum Protokoll, keine Linux-Version oder gar Quellkode. Netterweise hat sich Dean Cording die Mühe gemacht und das Protokoll des Owon B35 analysiert. Kann man damit auch das OW18B auslesen?

Bluetooth

Dummerweise habe ich auf meinem Arbeitsrechner Bluetooth noch nie eingeschaltet und auch wirklich keine Ahnung bis jetzt gehabt, wie man es einschaltet. Was soll daran heutzutage auch schwer sein? Einfach den Schalter in den Einstellungen umlegen und es funktioniert nicht. Zurück zur Recherche im Arch Linux Wiki – Bluetooth.

  1. bluetoothctl fehlt noch – sudo pacman -S bluez-utils erledigt das
  2. rfkill list gibt ein Soft blocked: Yes für hci0 aus – laut Internet-Recherche scheint das der Standard seit bluez5 zu sein
  3. rfkill unblock bluetooth sollte Bluetooth einschalten
  4. bluetoothctl blockiert aber immer noch – der Bluetooth-Dienst muss noch eingeschaltet werden
  5. Bluetooth in den Einstellungen einzuschalten funktioniert aber immer noch nicht image
  6. systemctl start bluetooth.service führt zum ersten positiven Ergebnis – bluetoothctl geht in den interaktiven Modus und findet auch irgendwelche Bluetooth-Geräte

owonb35

Wie oben erwähnt gibt es ein kleines in C programmiertes Programm namens owonb35 von Dean Cording auf Github. Die einzige Voraussetzung ist die GattLib. Es gibt kein fertiges Paket für Arch Linux, aber die Installation aus den Quellen sieht einfach genug aus.

git clone https://github.com/labapart/gattlib.git
cd gattlib
mkdir build && cd build
cmake ..
make

cpack erzeugt Paket-Archive für verschiedene Distributionen. Leider scheint es keinen Generator für Arch Linux zu geben, also habe ich ein ZIP-Archiv erstellt.

cpack -G ZIP -DCPACK_PACKAGE_INSTALL_DIRECTORY=/usr/local ..

Dummerweise ignoriert der ZIP-Generator den Installationspfad. Einfacher ist es dann doch mit make install nach /usr/local/ zu installieren.

owonb35 lässt sich dann laut Anleitung wie folgt übersetzen.

git clone https://github.com/DeanCording/owonb35.git
cd owonb35
make

Auf meinem Arbeitsrechner scheitert aber das Übersetzen des Programms daran, dass glibconfig.h nicht in /usr/lib/x86_64-linux-gnu/glib-2.0/include/, sondern in /usr/lib/glib-2.0/include/ liegt. Makefile entsprechend angepasst und das Programm lässt sich übersetzen. Leider lässt es sich danach nicht starten. Arch Linux folgt wie die Redhats der Philosophie, dass die Bibliotheken in /usr/local/ böse sind, schließlich könnte eine shared library von einem Programm aus den Standardpaketen geladen werden und damit die Funktionsfähigkeit des Programms stören. Von der Philosophie kann man halten, was man will. Es gibt Argumente für und wider. Als altmodischem Linuxer hat es mich erst einmal irritiert, aber zumindest in Arch Linux kann man es leicht mit der kleinen Datei /etc/ld.so.conf.d/usr.local.conf mit dem Inhalt /usr/local/lib/ korrigieren. Nach einem sudo ldconfig findet owonb35 die shared library und startet.

Das Ganze ist zurzeit noch etwas hakelig. Ich musste den Rechner nach dem ersten Versuch einmal neu starten, damit owonb35 sich mit dem Messgerät verbinden konnte. Es wurde einfach nicht mehr gefunden. Danach bekam ich aber schön die Messwerte geliefert.

Fazit

Man kann das Owon OW18B mit dem Programm von Dean Cording verwenden. Zur Stabilität kann ich momentan noch kein Urteil abgeben. Es hat funktioniert, ob es aber unter bestimmten Umständen einfriert oder andere Fehlfunktion zeigt, kann ich noch nicht einschätzen. Die EUR 29,95, die ich bei Pollin für das Gerät angelegt habe, scheinen nicht schlecht investiert zu sein. Ich hatte einen Samstag lang Spaß und es scheint ein anständiges Digital-Multimeter zu sein. Das Gemecker im Internet, ob es wirklich 600V CAT IV erfüllt, will ich nicht beurteilen. Wenn Pollin dafür den Kopf hinhält, sollte es so sein. Meiner Meinung ist das Gerät vor allem für den interessierten Hobbyisten interessant.

An Anlagen der Kategorie CAT III und CAT IV dürfen nur entsprechend ausgebildete Fachkräfte arbeiten. Als Fachkraft greife ich dann lieber zu einem Messgerät eines namhaften Herstellers. Der 10- bis 20-fache Mehrpreis rechnet sich, für eine Fachkraft schon durch die bessere Qualität der Ausführung, der Erfahrung mit Entwurf und Produktion von Messgeräten und der Kalibrierung oder Kalibrierbarkeit.

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